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  Arbeit und Arbeitslosigkeit - Kurzbeschreibung

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LVA. Nr. 231.386 / 231.287
Lehrveranstaltung: Arbeit und Arbeitslosigkeit

Stud. Abschnitt: II. Std. Zahl: 04
Beginn: 6. Oktober 1999
Zeit: Mittwoch, 16.00 - 20.00 Uhr
Raum: K 112A

Teil I: Vorlesung und Übung (16.00 - 18.00)

Bei einer Untersuchung über Umfang und Wert der unbezahlten Arbeit in der Schweiz hat sich herausgestellt, daß die Schweizer im Jahre 1997 pro Woche durchschnittlich 46 Stunden mit Haus- und Familienarbeiten, ehrenamtlichen Tätigkeiten und unentgeltlichen Leistungen für Dritte beschäftigt waren. Der Wert dieser unbezahlten Arbeiten entspricht 58 % des Bruttoinlandproduktes. Die Erhebungen haben weiters gezeigt, daß die Lasten der unentgeltlichen Arbeit zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen nach wie vor stark ungleich verteilt sind. Berücksichtigt man alle Arten von unbezahlter Arbeit, so leisten Frauen zu Marktpreisen fast doppelt soviel unbezahlte Arbeit wie die Männer. Drei Viertel der eigentlichen Haushaltsarbeiten wird von Frauen verrichtet, während Männer eher mit Reparaturarbeiten beschäftigt, im Garten tätig sind oder ehrenamtliche Tätigkeiten ausführen.

In Österreich wie auch in anderen Industrienationen dürften die Verhältnisse nicht wesentlich verschieden sein. Es kann also keine Rede davon sein, daß es zu wenig Arbeit gibt. Was allerdings knapper geworden ist, das ist die Beschäftigung, für die etwas bezahlt wird. Und die verfügbare bezahlte Arbeit ist wiederum ungleich verteilt zwischen Männern und Frauen, zwischen Alten und Jungen, zwischen den sozial Starken und den sozial Schwächeren. So kommt es dazu, daß in den europäischen Industrienationen die Zahl der Arbeitslosen seit Jahren hoch ist, was zur Folge hat, daß immer mehr Menschen verarmen und von der Partizipation am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.

Diese bedenkliche Situation ist weitgehend das Ergebnis der Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre. Ohne Zweifel spielt der technologische Fortschritt, der dazu führt, daß menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt wird, eine beträchtliche Rolle. Doch viel entscheidender als die technologische ist die organisatorische Rationalisierung als Ausdruck einer neuen Wirtschaftsgesinnung, die sich dem Dogma des universalen Wettbewerbs und der unbeschränkten Öffnung der Märkte verschrieben hat.

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die im Gang befindlichen Veränderungen zu analysieren, die Hintergründe dieser Entwicklungen aufzuzeigen, die Argumente zu prüfen, mit denen sie legitimiert werden und der Frage nachzugehen, ob überhaupt und welche Möglichkeiten der Arbeiterschaft bzw. den Beschäftigten offenstehen, der Verschlechterung ihrer Situation entgegenzuarbeiten.

Einführende Literatur:(nur eine erste unstrukturierte Auswahl, die später ergänzt wird)

De Coster M.; Pichault F. (1994): Traité de sociologie du Travail, Brúxelles
Peter G. (1997), Theorie und Praxis der Arbeitsforschung, Frankfurt/New-York
Wolman W., Colamosa A. (1998): Der Verrat an der Arbeit, Bern-München-Wien (X/270)
Barbier J.C., Goutié J. ed. (1998): Les politiques de l' emploi en Europe et aux Etats-Unis, Paris
Rifkin J. (1995): Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Frankfurt
Friedmann g. (1953) Zukunft der Arbeit, Köln
Demaziére D. (1995): La sociologie du chômage, Paris
Bourdieu P. Et. al.(1997 ): Das Elend der Welt, Konstanz
Negt O. (1987): Lebendige Arbeit, Enteignete Zeit, Frankfurt
Lenhardt G. (1997): Bildung, Bürger, Arbeitskraft, Frankfurt
Arendt H. (1996): Vita activa - oder vom tätigen Leben. München (Neuauflage)
Durkheim E. (1992) Über soziale Arbeitsteilung, Frankfurt (Frz. Orig. 1930)
Claessens D. (1979): Kapitalismus als Kultur, Frankfurt
Gorz A (1984).: Wege ins Paradies. Berlin
Gorz A. (1994): Kritik der ökonomischen Vernunft - Sinnfragen am Ende der Arbeitsgesellschaft. Hamburg 1994.
Negt O., Kluge A. ( ): Eigensinn und Geschichte,
Sohn-Rethel A. (1989): Körperliche und geistige Arbeit. Weinheim (Neuauflage)
Fasching B. (1998): Arbeitsbedingungen in Österreich, Wien
WAFF (1999): Beschäftigungsmaßnahmen im Urbanen Raum, Wien

Wichtige Zeitschriften:
Soziale Welt
Leviathan
Sociologie du Travail
Industrial Sociology
außerdem anregend: Le Monde diplomatique (jetzt auch in deutscher Ausgabe erhältlich)
informativ: http://www.arbeitsklima.at/

Teil II: Seminar (18.00 - 20.00)

Seminare verfolgen den Zweck, den Studierenden Gelegenheit zu geben, sich in die Erstellung wissenschaftlicher Texte einzuüben. Diese allgemeine, wohl kaum umstrittene Formulierung läßt sich jedoch auf recht unterschiedliche Art und Weise konkretisieren, je nachdem, wo jemand die Schwerpunkte wissenschaftlichen Arbeitens gesetzt sehen will. Manche begnügen sich damit, in Anlehnung an vorliegende Texte einen neuen Text zu produzieren. Andere versuchen, selbst erlebte Situationen zu beschreiben, theoretisch zu reflektieren und in eine für andere attraktive strukturierte Form zu bringen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich einem aktuellen Problem zu stellen und dieses unter Berücksichtigung bereits vorliegender Forschungsergebnisse einer schrittweisen Klärung zuzuführen.

Aus früheren Seminaren weiß jedermann und jedefrau, daß derartige Arrangements unterschiedlich intensiver Kooperation stets auch eine gewisse Eigendynamik entwickeln, die sich selbst bei sorgfältiger Planung nicht vorwegnehmen läßt. Es dürfte daher sinnvoll sein, wenn sich die TeilnehmerInnen bereits im vorhinein überlegen, was sie zum Gelingen der Veranstaltung beitragen können und wollen. Die erste Sitzung soll daher dazu dienen, aus den Vorarbeiten und Vorstellungen von Lehrveranstaltungsleiter und Studierenden eine Synthese zu bilden, die dann die Funktion eines gemeinsam erstellten nützlichen Fahrplanes für das Wintersemester haben kann und soll.

Anmeldung ab sofort im Sekretariat