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1. Sitzung | 2. Sitzung | 3. Sitzung | 4. Sitzung | 5. Sitzung | 6. Sitzung | 7. Sitzung | 8. Sitzung | 9. Sitzung | 10. Sitzung | 11. Sitzung | 12. Sitzung | 13. Sitzung
1. Sitzung, 6. 10. 1999
Zunächst, wie üblich, einige Vorbemerkungen zum Stellenwert der Lehrveranstaltung (LV):
a) innerhalb des Lehrplans: spezielle Soziologie im Umfang von 6 Stunden, Lehrveranstaltungstyp „Vorlesung und Übung",
im Verhältnis zum Typ „Seminar"
b) innerhalb der arbeitsteilig organisierten Lehre des Instituts
c) im Verhältnis zu den erheblichen Strukturveränderungen der Arbeitswelt seit ca. 20 Jahren, was eine Verschiebung der inhaltlichen Schwerpunkte mit sich bringen muß (Veranstaltungen zum Thema „Arbeit": 1980, 1983, 1996, 1998).
Anschließend zwei Fragen an die TeilnehmerInnen:
a) was sind heute wichtige Fragen zum Thema „Arbeit und Arbeitslosigkeit", die deshalb auch in dieser Lehrveranstaltung
behandelt werden sollten?
b) zielführende und erträgliche Formen der Arbeitsgestaltung innerhalb dieser LV?
Diese beiden Fragen wurden in 4 Gruppen diskutiert und stichwortartig festgehalten.
Gruppe 1
ehrenamtliche Tätigkeiten im Vgl. zu „normaler" Arbeitsplatz
gerechte Verteilung zwischen bezahlter (männl.)Arbeit und unbezahlter (weibl.) Tätigkeit
Ansatzpunkte EU-weit
Grundeinkommen
Ersatz f.
Arbeitlosigkeit?
| Gruppe 2
Begriff Arbeit u.
Erwerbsarbeit?
Begriff Arbeits-
losigkeit und Wandel der
Arbeit
Arbeitslosigkeit in ihren Auswirkungen
(indiv. / kollektiv)
Situation Arbeitsloser
Individualisierung
u.Identitätswandel
Arbeitsstiftungen
| Gruppe 3
Zukunft der Arbeit
Begriff der Arbeit
Stellenwert der
Erwerbsarbeit
Beschäftigungspolitiken
EU-Themenblöcke
„Herauslocken" der
Frauen
| Gruppe 4
Vgl. der Beschäfti-
gungsstruktur
ver-schiedener Länder;
Kinderarbeit (Gründe,
Folgen) bzw. Arbeit
von 40-50 Jährigen;
Arbeitslosigkeit &
Wahlverhalten
Arbeitslosigkeit unter
best. sozialen Gruppen
neue Arbeitsorganisation
Versorgungsarbeit vs.
Erwerbsarbeit
bezahlte vs. unbezahlte A
Internationale Politik
(Weltbank, Schulden)
Frauen-Männerarbeit
(Berwertungen,Berechtigungen)
Arbeitsmöglichkeiten f.ür
Alleinerziehende
fremdbestimmte A.
(warum A.? A-Zeiten?)
Sucht(Workaholics)
Privatleben - Arbeit
Mc Jobs-working poor
Studium & Arbeit
Arbeitsloseninitiativen
Recht auf Arbeit
|
Formen & Methoden
Gruppe 1
Gruppen (aus 2-4)
Themenbearbeitung
Meinungsaustausch
Theorie-Input(LV-Leiter,
Expertengespräch
Exkursionen
typische Refe
ratsstruktur
|
Gruppe 2
Basistexte für alle
Diskussion in Kleingruppen
Disk. im Plenum
Individuelle Texte
in Kleingruppendiskutieren
Ergebnis im Plenum
vorab:
INPUT durch LV-L.
|
Gruppe 3
Themen gemeinsam erarbeiten
(unerwartete Aspekte)
Erfahrungen der Teilnehmer
Probleme an die
Gruppe herantragen
„Fundstücke"
|
Gruppe 4
Feldbeobachtungen
Exkursionen (z.B.
Steyr-BMW-Werk)
evtl. Ergebnisse
publizieren
Präsentation als Gruppe
Thema fortlaufend
bearbeiten
nicht erwünscht:
reine Literaturarbeit
individuelle Arbeiten
erstellen
nicht-aktuelle Themen
|
Aus diesen Stichworten wurden dann folgende Themen ausgewählt, die in den nächsten Sitzungen zu bearbeiten sind:
1) Begriff der Arbeit
2) Identifikation (mit der Arbeit) - Identität
3) Verteilung von Arbeit - Verteilung von Lohn (Bewertung)
4) Beschäftigungspolitik
5) Arbeit von Kindern - Arbeit der über 40-50 Jährigen
6) Reproduktion der Gesellschaft durch Arbeit
7) Arbeitslosigkeit
Zusätzliche Übung bis zur nächsten Stunde: einige unstrukturierte Interviews zu führen zum Thema „Politische
Standortbestimmung" der Arbeiter (im Kontext der jüngsten Wahlergebnisse). O.N.
2. Sitzung, 13. 10. 1999
Auf dem Programm der heutigen Sitzung steht "Begriff der Arbeit". Daher zuerst ein Input zum "Begriff des Begriffs", in
Anlehnung an einige Darstellungen in leicht zugänglichen Kurzfassungen in diversen Lexika. Zur
Ssprache kommen dabei
dabei die Positionen des Nominalismus und Realismus, des Konzeptualismus, des Kritizismus bei Kant,
die Hegelsche
Kritik daran und die Weiterführung bei Marx. Schließlich kommt auch die politische Bedeutung der Formulierung von
Konzepten zur Sprache, Hinweise auf Bourdieu, der die Durchsetzung bestimmter Klassifikationsschemata von sozialer
Welt mit der Erhaltung und Veränderung von Macht- und Klassenstrukturen bringt (vgl. Sozialer Raum und 'Klassen'
(Lecon sur la Lecon), Frankfurt 1985, S. 17 f).
Im Anschluss daran wieder Gruppenarbeit zum Thema "Begriff der Arbeit", wobei folgende Merkmale herausgestellt
wurden:
Gruppe 1
produktive Leistung
zielgerichtetes Handeln
mehr als Erwerbsarbeit
Fremdbestimmt
Mühe
Spaß
|
Gruppe 2
zwischen Fremdbestimmt-
heit und Selbestentfaltung
Leistung (analog zur
physikal. Leistung)
Einsatz der
gesitigen/körperl. Kräfte
MACHT
IDENTITÄT
LOHN ?
Zielgerichtete Tätigkeit
zur Bedürfnis-
befriedigung
|
Gruppe 3
IDEOLOGIE
Zuschreibung
(Erwerbsarbeit oder
Hobby?)
1. Bsp: Hausfrau
"Arbeiten Sie?"
"Nein, bin Hausfrau"
2. Bsp.: Ist Erwerbs-
arbeit, die Spaß
macht, noch Arbeit?
Entwicklung des
Begriffes Arbeit:
Mühe oder elitär?
|
Gruppe 4
Zur Befriedigung
von Bedürfnissen
(a: Wohnung, Nahrung,
Kultur, Luxus
b: ideelle: Sinn,
Anerkennung, Erfüllung,
soziale Kontakte)
Permanenter Wandel
der Arbeitsumstände
a: Bildung
b: Flexibilität
c: geographische Ver-
änderungen
zunehmende
Individualisierung &
Spezialisierung:
verhindert Gesamt-
überblick (Abhängig-
keiten entstehen)
|
Außerdem folgende Aufgabe: Alle TeilnehmerInnen sammeln von Mitte Oktober bis Mitte November Beiträge (z.B. aus
Tageszeitungen) zum Thema Arbeit. Diese Beiträge sind dann zu analysieren im Hinblick darauf, in welchen Bedeutungen
der Arbeitsbegriff verwendet wird. In einem zusammenfassenden schriftlichen Bericht sind die wichtigen Punkte
darzustellen.
O.N.
3. Sitzung, 20. 10. 1999
Vor zwei Wochen wurde vereinbart, dass alle Teilnehmer/-innen drei (oder mehr) Gespräche führen zu Frage, warum wohl
die Arbeiter in so beträchtlichem Ausmaß ihr Wahlverhalten bei der letzten Nationalratswahl geändert haben. Es sollte sich
dabei um nicht als solche deklarierte Gespräche in forschender Absicht handeln (zu dieser Problematik: C.D. Herrera, Two
arguments for ~Dcovert methods" in social research, in: The British Journal of Sociology 50 (1999)2, 331-343).
Heute wird über diese Gespräche berichtet. Anschließend Strukturierung des Berichteten und Versuche, die beobachteten
Phänomene begrifflich angemessener zu erfassen. Dazu boten sich die Kategorien des Arbeiterbewußtseins oder des
politischen Bewußtseins an. Dies führte dann zur Kategorie des Bewußtseins generell, was damit gemeint sein kann, in
Abgrenzung zum Unbewußten, zum Vorbewußten, Halbbewußten oder Überbewußten. Verweise auf Wolf, Hegel, Marx,
Durkheim u.a. Anschließend: Wie entsteht Bewusstsein? O.N.
4. Sitzung, 27. 10. 1999
Nach einem Rückblick auf die Diskussionen um die Konstituierung von dem, was früher
"Arbeiterbewußtsein" genannt
worden ist, beschäftigen wir uns zunächst einmal mit dem Text der Rede, die Bourdieu am 11. Okt. vor den mächtigen
Exponenten im audiovisuellen Bereich bei ihrer Konferenz in Paris gehalten hat (vgl. P.Bourdieu, Questions aux vrais
maitres du monde, in: Le Monde v. 14. Octobre 1999, S. 18).
Anschließend Beschäftigung mit dem kurzen Einführungstext von A. Touraine zur "Sociologie du Travail" von
DeCoster/Pichault. Es geht dabei vor allem darum, die Konturen einer neuen Soziologie der Arbeit von einer älteren,
klassischen Soziologie der Arbeit abzugrenzen, die entstanden ist im 19. Jhdt in den Phasen der raschen Industrialisierung,
vor und nach dem 1. Weltkrieg und nach dem 2. Weltkrieg besonders in Frankreich, Belgien, Italien, aber auch in
Deutschland und Großbritannien. Die neue Soziologie der Arbeit ist sieht Touraine jenseits der früheren zentralen Probleme
verankert, befasst sich nicht mehr vorwiegend mit Betrieben und Werkstätten, sondern berücksichtigt ökonomische
Konjunkturen, politische Situationen und die kulturellen Reaktionen auf Veränderungen.
Soziologie der Arbeit ist heute eine nachdrückliche Erinnerung an die Idee einer Gesellschaft der Produktion, wobei dieser
Begriff auszuweiten ist auf die kulturellen Industrien - Gesundheit, Erziehung, Information - die heute einen in gleicher
Weise zentralen Platz einnehmen. Arbeit erweist sich als eine konfligierende Teilnahme/Teilhabe an einem Instrument der
Transformation der Welt. Eine Soziologie der Arbeit ist also nur dann sinnvoll, wenn sie sich dessen bewusst ist, dass die
Arbeit die Gesellschaft produziert. Der neue Traktat von DeCoster/Pichault (Inhaltsverzeichnis) beweist durch seine
Existenz schon eine Rückkehr des Interesses für die Probleme der Arbeit und der Überzeugung, "dass unsere Gesellschaft,
die sicher eine Gesellschaft des Konsums und der Kommunikation ist, vor allem und in erster Linie eine Gesellschaft der
Produktion ist" (S. XII).
Nach der Pause Gruppenarbeit zu Abschnitt 4 des Blair-Schröder Manifestes vom 8. Juni 1999,
der überschrieben ist mit:
"Eine aktive Arbeitsmarktpolitik für die Linke".
Einige Stichworte aus den Gruppenberichten: viel Beliebigkeit und Oberflächlichkeit in der sprachlichen Formulierung; bei
Hinweisen auf die Eigenverantwortung wird soziale Herkunft, Schichtzugehörigkeit und damit verbundene Möglichkeiten
bzw. Unmöglichkeiten völlig unterschlagen, ebenso die Existenz eines primären und eines sekundären Arbeitsmarktes.
Andere sind der Meinung, dass die Beliebigkeit des Textes gar nicht so groß ist: es handelt sich jedoch eindeutig um die
Formulierung einer beinharten neoliberalen Politik in allerdings blumigen Worten. Oder anders: es geht um eine
Umverteilung von unter nach oben (auch durch Kürzung der Sozialleistungen).
Das Studium dieses Textes ist fortzusetzen, vor allem auch im Hinblick auf das Gegenpapier dazu, das bei der SI in Paris am
11. Nov. zur Diskussion gestellt werden wird. O.N.
5. Sitzung, 3. 11. 1999
Der ORF hat vor kurzem einige 6 Cds auf den Markt gebracht, die sich mit den neueren Entwicklungen des Kapitalismus
beschäftigen. Eine Kollegin bringt diese Cds samt Abspielgerät mit. Wir hören, zweimal ca 18, die Cds Nr 3 ( "Das
organisierte Verbrechen - höchste Entwicklungsstufe des Kapitalismus?" (so ungefähr heißt es)) und Nr. 4 zum Thema
("Makroerfolge - Mikroelend").
Im Anschluss an die jeweiligen Abspielphasen Diskussionen im Plenum: in Bezug auf bestimmte Einzelinformationen - in
Bezug auf das Ganze: Welche Botschaft wird oder soll transportiert werden? Gibt es überhaupt eine solche Botschaft oder
handelt es sich lediglich um die Vermarktung alter Aufnahmen unter neuen plakativen Titeln? Halten die Titel das, was sie
versprechen? Die Diskussionen sind lebhaft, haben jedoch nach nur einmaligem Abhören noch zu keinen definitiven
Resultaten geführt.
Außerdem Hinweise auf http://www.attac.org/. Attac steht für "Association pour la Taxation des Transfers financiers aux
Aides pour les Citoyen". Gegründet im Anschluss an die Diskussionen um das MAI (Multinationales Abkommen über
Investitionen) im Frühjahr 1998 auf Anregung von I. Ramonet. Heute bereits in mehreren Ländern aktiv, derzeit mit
Vorbereitung für Seattle befaßt. Manifestation in Paris (und anderen Städten) am Samstag 27. November, am frühen
Nachmittag, von der Börse bis zu Bastille.
Ziel: Ganz einfach, sich gemeinsam die Zukunft unserer Welt wieder anzueignen.
Für die nächste Sitzung wird vorbereitet: Beschäftigungspolitik in Österreich und einigen anderen europäischen Ländern.
O.N.
6. Sitzung, 10. 11. 1999
Bei der heutigen Sitzung stehen zwei Beiträge an, die sich mit der Administrierung von Arbeitslosigkeit beschäftigen. Im
ersten geht es um Formen und Inhalte der Tätigkeiten des Arbeitsmarktservice (AMS, das frühere Arbeitsamt), im zweiten
um den Bericht von einer Podiumsveranstaltung in der Arbeiterkammer vom 21. Okt. 99 zum Thema "Chancen für ältere
Arbeitnehmer". Vielleicht gelingt es, diese beiden Beiträge schriftlich zum bekommen, dass sie
auch hier verfügbar sein könnten.
Die Auseinandersetzung mit dem AMS ist gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der österreichischen
Arbeitsmarktpolitik, die als Teil der Sozialpolitik zu sehen ist, die insgesamt mit den Konsequenzen der heute weltweit
praktizierten Wirtschaftspolitik eng verbunden ist. Direktiven, wie dies zu geschehen hat, kommen von der OECD, dem
IMF, den Unternehmerverbänden (E.R.T.), etc. Alle diese internationalen Gremien im Dienste des
Neoliberalismus predigen
unisono dasselbe: Absenkung der Unterstützungsbeiträge für Arbeitslose, Reduzierung
der öffentlichen Defizite,
Verringerung der Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, Finanzierung der Pensionen (z.B. IMF, vgl. Le Monde v.
30.10.99, S. 8).
Für nächstes Mal ist vorgesehen: Vergleiche der Beschäftigungspolitiken in anderen Ländern der EU und der Vereinigten Staaten.
Noch einige Kurzinformationen zum Geschehen rund um die Vorbereitung der Milleniums Round in Seattle, Quelle:
Courriel d' Information Attac Nr. 85 vom 5/11/99: Aus Angst vor dem Gegendruck von unten verweigert
die amerikanische
Regierung einigen Exponenten der résistance gegen Seattle (bes. aus den Entwicklungsländern) die Einreisegenehmigung in
die Vereinigten Staaten (eine Beispiel für Freedom and Democracy). Der Widerstand in den Vereinigten Staaten gegen die
Verhandlungen, die zu einer Erosion der Bürgerrechte, zur Vernachlässigung ökologischer Probleme und gesundheitlicher
Fragen führen werden sowie zu einer Erhöhung der Arbeitsunfälle, wird koordiniert von People's Global Action (PGA). Aus
der Sicht der PGA ist die WTO eine von Grund auf unzulängliche und inkompetente Konstruktion, die sich nicht verbessern
läßt und daher verschwinden soll.
Nützlich in diesem Zusammenhang: Susan George, "Le commerce avant les libertés" und Bernhard Cassen, "Fallacieuse
theorie du libre-échange" in Le Monde diplomatique 99/11 (vgl. auch deutsche Ausgabe). O.N.
7. Sitzung, 17. 11. 1999
Im Anschluss an die beiden Beiträge vom letzten Mal über Arbeitsmarktpolitik in
Österreich ein Hinweis auf die
Kritisierbarkeit der Unterscheidung in aktive und passive Maßnahmen in Anlehnung an
Barbier/Gautié, Die
Beschäftigungspolitiken in Europa und in den Vereinigten Staaten (Vorwort S. VII-X). Dann
kurzer historischer Rückblick
auf die Entstehung des Konzepts der Arbeitsstiftungen auf dem Hintergrund konfligierender
sozialpolitischer Interessen.
Bei früheren Analysen hat sich die Kategorie der "Situation" als wichtig erwiesen. Daher
ein Blick in Gerd Peter, S. 13 und
die dort formulierten thesenartige Kurzfassung. Nach der Pause Darstellungen der Beschäftigungspolitiken in Dänemark,
Schweden und Belgien und Diskussion der Unterschiede. Dies ist nächstes Mal unter
Berücksichtigung der großen
EG-Länder fortzusetzen.
Nächste Woche ist der LV-Leiter bei der Tagung, die aus Anlaß des 40 Jährigen
Bestehens von "Sociologie du travail"
stattfindet. Es wäre angemessen, die Arbeit am nächsten Mittwoch ohne ihn
weiterzuführen. O.N.
8. Sitzung, 24. 11. 1999
Arbeit ohne LV-Leiter, wie angeregt. Wenn noch ein Protokoll kommt, dann läßt es sich
hier plazieren. Wer eines zu
schreiben bereit ist, möge es schicken an. edi@ganymed.org (attached in RFT-Format). O.N.
9. Sitzung, 1. 12. 1999
Zu Beginn greift eine Kollegin den bisherigen Verlauf der Sitzungen auf und äußert
sich dahingehend, das Vieles zu sehr auf
der Alltagsebene angesiedelt ist und der wissenschaftliche Anteil ihr zu kurz kommt. Zu dieser
Problemstellung äußern sich
dann auch andere. Es stellt sich heraus, dass zum angesprochenen Problem von Erfahrungsbezug und
systematischer
Reflexion darüber es durchaus kontroverse Einschätzungen/Positionen gibt.
Ein anderer Kollege bemängelt den gelegentlich als chaotisch erscheinenden Ablauf der
Diskussionen und wünscht eine
straffere Moderierung jener Teile, bei denen Themen im Plenum behandelt werden.
Also eine höchst nützliche Diskussion zur Semesterhälfte, die es möglich machen
kann, einige Dinge in der zweiter
Semesterhälfte anders zu akzentuieren.
Im Anschluss daran ein Bericht über die Tagung von letzter Woche "40 Jahre sociologie du
travail". Dies ist eine gute
Gelegenheit, auf die Nachkriegssituation einzugehen und auf die damaligen Vorstellungen einer
wünschenswerten
Entwicklung der Gesellschaft über den Weg eines beschleunigten Ausbaus der industriellen
Produktion. Europäische
Interessen an der Arbeitsthematik sind nicht dieselben gewesen wie die damaligen Interessen in
Amerika (Taylorismus und
Human Relations). Auf diesem Hintergrund läßt sich auch das Anliegen einer
Neukonzipierung der Arbeitssoziologie heute
besser verdeutlichen als früher. Beim Kolloquium in Paris ist neben der "Soziologie der
Arbeit" auch eine "Soziologie der
Beschäftigung" als möglich und wünschenswert dargestellt werden. Von daher ergibt
sich erneut die Frage der
Notwendigkeit einer Klärung des Arbeitsbegriffes, verschiedene Zugangsweisen dazu
(anthropologisch, ökonomisch,
soziologisch, also ein kurzer Exkurs in die Wissenschaftstheorie und die wichtigsten
unterschiedlichen Positionen zum
Verhältnis von Begriff und Realität, Bedeutendem und Bedeuteten, significant et
signifiée et.)
Im Anschluss daran noch ein Kurzbericht über die Manifestation gegen die geplanten
Fortschritte hinsichtlich einer weiteren
Runde der Deregulierung der Zirkulationsmöglichkeiten von Finanzkapital, Waren und
Dienstleistungen. Was sich dahinter
verbirgt, läßt sich an Hand einiger Übersichten (vgl. Le Monde Economie v. 23. Nov.
1999, p.I) zu globalen Export/Import
- Relationen der großen Wirtschaftszonen verdeutlichen. Bisher sind bei den multilateralen
Transaktionen die Industriegüter
mit einem Anteil von 62,5% dominierend. In Seattle geht es darum, den Anteil der
landwirtschaftlichen Produkte (bisher
3,5%) und der Dienstleistungen (bisher 20%) zu erhöhen. Also eine Konstellation mit
zahlreichen konfligierenden Interessen
zwischen den beteiligten Wirtschaftsblöcken bzw. einzelnen Ländern in ihnen.
Im letzten Teil der Sitzung Bericht über Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik
Deutschand. Noch nicht ganz fertig, ist
nächstes Mal daher fortzusetzen. O.N.
10. Sitzung, 15. 12. 1999
Fortsetzung der Arbeit am Vergleich der Beschäftigungspolitiken einzelner EU-Länder, heute an folgenden Beispielen:
Niederlande (Das <84>Polder"-Modell)
Großbritannien
Bundesrepublik Deutschland (Fortsetzung).
Im Anschluss daran einige Erläuterungen zu J. Freyssinet, Le chomage, Paris 1998 und D. Demazière, La sociologie du
chomage, Paris 1995 (La Decouverte, Reihe REPÈRES Nr.22 und Nr. 179).
In groben Umrissen das erste Kapitel aus Demazière.
Vor dem Auseinandergehen Überlegungen zu den Schwerpunktsetzungen nach den Weihnachtsferien. O.N.
11. Sitzung, 12. 1. 2000
Bei der letzten Sitzung sind einige Fragen gekommen zu den Modalitäten des Prüfungsablaufs. Daher einige Beispiele aus
jüngerer Zeit, um überflüssige Bedenken zu reduzieren.
Anschließend kommen wir auf eine Aufgabenstellung von Anfang Semester (2. Sitzung) zurück: Zeitungsberichte zu
sammeln, analysieren, und einen kurzen Bericht schreiben. Erst heute kommen zwei Beispiele zur Diskussion. Es zeigt sich,
dass so etwas gar nicht so einfach ist. Nächstes Mal ist darauf zurückzukommen.
Nach der Pause: Die ersten drei Kapitel von Demazière, die in kurz gefasster Übersetzung vorliegen. Was nicht gemeinsam
durchgearbeitet ist, lesen die einzelnen bis zum nächsten Mal selbst durch.
Die age, welche Dinge noch zu behandeln wären, vor das Semester fertig ist, kommen folgende Vorschläge:
a) die Frage der Grundsicherung b) Kostenlosen Reproduktionsarbeit (Schattenarbeit) c) Argumente gegen den neoliberalen
Diskurs. In der Diskussion stellt sich heraus, dass das unter Punkt c) Genannte scheint das Wichtigste ist.
12. Sitzung, 19. 1. 2000
Zuerst behandeln wir zwei Entwürfe, einen Bericht über Pressemitteilungen zum Thema Arbeit in einem bestimmten
Zeitraum zu erstellen. Die Notwendigkeit, eine Struktur zu finden, wo keine ist oder zu sein scheint, erweist sich als
schwieriger als erwartet. Mit trial and error findet sich trotzdem meist ein Weg.
Im Anschluss daran der Beitrag eines Kollegen zum Thema "Die Idee des Grundeinkommens".
Nach der Pause Beschäftigung mit dem Thema der Kritik der gegenwärtigen Entwicklungen und der Kritisierbarkeit der
neoliberalen Form des Kapitalismus. Einige Anleihen dazu bei Boltanski/Chiapello (Le nouveau esprit du capitalisme, Paris
1999), die sich in Teil III ihrer Arbeit mit den neuen Formen der Kritik auseinander setzen, wobei, wie sie betonen,
Grundlage der Kritik stets das distinguieren ist und sein muß. Kritik ist insofern schwierig geworden, weil auch die
semantischen Felder von den neuen Trägern der Herrschaft okkupiert sind. O.N.
13. Sitzung, 26. 1. 2000
An Hand eines Beispiels noch einmal die Frage, was sich mit einer systematischen Sammlung und Auswertung von
Zeitungsbeiträgen zum Thema Arbeit" machen läßt. Dem folgt dann noch einmal die bereits letztes Mal aufgegriffene
Frage nach den Argumenten der Legitimation des neoliberalen Kapitalismus bzw. den Möglichkeiten seiner
Delegitimierung.
Den Rest dieser letzten Sitzung verwenden wird für das Kap. IV von Demazières Soziologie der Arbeitslosigkeit" und
abschließende Überlegungen zu dieser Lehrveranstaltung, zum Inhalt und zur Form. O.N.
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