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  Soziologische Theorie (hist. Schwerpunkt) "Freiheit und Ordnung" - Protokolle

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1. Sitzung, 8. 3. 2000

Zu Beginn wird die Entstehung des Themas erläutert, wie es behandelt werden könnte und eine vorläufige Literaturliste diskutiert. Es steht natürlich das Thema des Liberalismus u.a. auf der Tagesordnung, doch ist die Abgrenzung dieses Phänomens nicht einfach. Da am 17. Februar des 400sten Jahrestages der Ermordung von Giordano Bruno gedacht worden ist, bringe ich dazu einige Kommentare aus Le Monde. In einem von ihnen wurde Bruno als der <84>erste Moderne" bezeichnet, was im Kontext der Überlegungen von Toulmin nicht ganz unplausibel ist.
Nach der Pause Gruppenarbeit von ca. einer halben Stunde. Aufgabenstellung: Interessenschwerpunkte, Berührungspunkte mit früheren Arbeiten ausfindig zu machen. Es wurden folgende Punkte genannte:
1) Entwicklung der Freiheit/Historisch: Freiheit des Bürgers
2) Notwendigkeit und Grenzen der Disziplin
3) Wie frei sind wir eigentlich?
4) Verfall des öffentlichen Lebens
5) Zentrale Begriffe im Kontext der Freiheit: Solidarität, Individuum, Autorität, Souveränität etc.)
6) Verhältnis von libertärem Sozialismus und Liberalismus
7) Libertins (Casanova, de Sade, G. Bataille ?)
8) Formen des Anarchismus
9) Widerstand gegen die Ordnung.
Arbeitsvereinbarung für die nächste Sitzung: historische Eckpunkte und Entwicklungen. O.N.



 

2. Sitzung, 15. 3. 2000

Einleitend einige Hinweise auf das letzte Heft des "Argument", wo einige Beitrage zum Neoliberalismus und auch ein lesenswerter Rückblick auf Leben und Werk von Ernst Fischer zu finden sind.
Im Anschluss daran einige Beispiele der zeitlichen Periodisierung zum Phänomen des Liberalismus, zunächst in Anlehnung an A. Laurent, Les grands courants du liberalisme, dann, wies im Staatslexikon geschieht. Dazu referiert ein Kollege, dann eine Kollegin über die Geschichte der Freiheit im Altertum, bei den Griechen (Begriffsgeschichtliches Lexikon).
Die unvermeidliche Frage nach den Beiträgen der Studierenden ergibt folgendes Zwischenergebnis:
1) Freiheitsrechte - Grundrechte
2) Geschichte des Liberalismus (E. Voegelin)
3) Selbstverwirklichung in der Welt des Absurden
4) Selbstbegrenzung (Illich)
5) Kolonisator und Kolonisierter (Memmi)
6) Mißbrauch und Verfall der Vernunft (Hayek)

Nach der Pause gemeinsame Lektüre eines Ausschnittes aus Giordano Bruno über "Das individuelle Leben des Heros" aus "Die heroischen Leidenschaften" (Hrsg. Ernesto Grassi, Bern 1947). Diese Diskussion ist nach häuslicher Lektüre nächstes Mal fortzusetzen. O.N.



 

3. Sitzung, 22. 3. 2000

In der ersten Hälfte zwei studentische Beiträge: "Geschichte des Liberalismus" (in Anlehnung an E. Voegelin 1968) und der zweite über "Freiheitsrechte/Grundrechte".
NAch des Pause Diskussion der erweiterten Literaturliste, erweitert um die Blöcke "Libertärer Sozialismus" oder "sozialer Liberalismus" (Stirner) einerseits und "Libertinismus" andererseits. Dann nochmals zurück zur Brunolektüre vom letzten Mal, einem Stück aus den "heroischen Leidenschaften". Von dort zur Frage des Unterschiedes zwischen dem Einzelnen und dem Individuum, dem Verhältnis vom Allgemeinen zum Besonderen und Einzelnen. Rückgriffe auf Hegel und die Interpretation der Reflexionsbestimmungen bei G. Lukacs. Nächstes Mal: "Individuum" bei Adorno/Horkheimer in: Soziologische Exkurse, 1956 O.N.



 

4. Sitzung, 29. 3. 2000

Zunächst einige Hinweise auf Aktuelles, z. B. das neue "Argument"-Heft Nr. 234 mit den Themenschwerpunkten "Menschenrechte" und "Neoliberalismus als Krieg III", hier besonders: Brennan, Der Dritte Weg in die globale Ausbeutungsgesellschaft.
Im Anschluss daran ein Stück Plato, über die Verfassungen im 8. Buch der Politeia, dann Annäherung ans Thema Souveränität, das nächstes Mal genauer anzugehen ist.
Nach der Pause: Beginn der gemeinsamen Lektüre des Textes "Individuum" aus den Soziologischen Exkursen 1956.Es reicht nicht zu mehr als zu zwei Seiten, also nächstes Mal hier ebenfalls weitermachen. O.N.



 

5. Sitzung, 5. 4. 2000

Als Ergänzung zur Plato - Lektüre vom letzten Mal nun die Kritik von Aristoteles in seiner Politeia an Plato und dessen Kommunismus, der nach Aristoteles als irreführend anzusehen ist. Weiters einige Ausführungen zu den drei Typen der Erwerbskunst und der Verurteilung des Wuchers, ebenso zum Verhältnis vom Herrn zum Sklaven, aber auch zu den Weibern und Kindern.
Im Anschluss daran ausführliche Beschäftigung mit der Genese des Neoliberalismus (in Anlehnung an K. Dixon) und Herausarbeitung wesentlicher Strukturen dieses Denksystems an Hand des Referates, das F.v.Hayek bei der Sondertagung der Mont Pèlerin Society in Tokio im September 1966 gehalten hat (in:ORDO, Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 18, 1967, S. 11 - 33). O.N.



 

6. Sitzung, 12. 4. 2000

Bei der letzten Sitzung sind von den 61 Thesen Hayeks ca. 20 behandelt worden, also noch einige Worte zu den restlichen, insbesondere zum Thema Gerechtigkeit (Josef Pieper, Über die Gerechtigkeit, München 1954: iustitia commutative - legalis und distributiva im Hinblick auf ein bonum commune), den sogenannten monopolistischen Praktiken der Arbeiter (Nr. 58), und der Marktordnung, die nach dem Prinzip eines Spiels arbeitet, in dem Geschicklichkeit und Chancen kombiniert werden, jedoch kein Zusammenhang besteht zwischen subjektivem Verdienst und individuellen Bedürfnissen/Belohnungen besteht (Vergleich mit einigen Passagen aus der Rechtsphilosophie Hegels § 240 f). Im Anschluss daran die Dasrstellung Hayeks über den "Ursprung der Herrschaft des Gesetzes (in. Die Verfasssung der Freiheit, Tübingen 1971, S. 195 - 220.
Nach der Pause: Beitrag von einer Kollegin zu Mandevilles Bienenfabel. Vergleiche mit der historischen Darstellung der Geschichte bei Hayek. O.N.



 

7. Sitzung, 3. 5. 2000

Den Anfang bilden Nachbemerkungen zu Mandeville (in Anlehnung an: Paulette Carive, Mandeville, le mercantilisme et le capitalisme, in: dies., La pensée politique anglaise de Hooker a Hume, Paris 1994, S. 301-322). Dazu auch Informationen über Entstehung der WHIGS, ihre innere Zusammensetzung, politischen und ökonomischen Ambitionen.
Dann eine Zeittafel, auf der die Abfolge James I, Charles I, Charles II, James II und damit auch die Hintergründe des/der Bürgerkriege im England des 17. Jhdts. besser verständlich wird. Die Geschichte des politischen Denkens stellt sich noch etwas verwirrender dar, vor allem was die republikanischen Traditionen betrifft. Spuren Bruno' schen Denkens bei Spinoza, Leibnitz, Toland u. anderen (vgl. Jean Rocchi, Giordano Bruno après le bucher, Paris 2000). Mit derartigen Zusatzinformationen wird deutlich, wie selektiv Hayek bei seinen geschichtlichen Darstellungen mit dem vorliegenden Material umgeht.
Nach der Pause: Weiterführung der gemeinsamen Lektüre des Textes über "Individuum" von Adorno. O.N.



 

8. Sitzung, 10. 5. 2000

Die Analyse des Textes von G.S. aus der NZZ bereitet Schwierigkeiten. Lange Diskussionen über das Verhältnis von öffentlich und privat, erst am Schluß ein weiterführender Input eines Kollegen über Diskursanalyse, bei der es vor allem um die in einem Text verwendeten Bilder geht.
Dann vor der Pause noch ein kurzer Hinweise auf eine einigermaßen elaborierte Darstellung des Liberalismus im Kirchenlexikon aus dem Jahre 1891, unter Verweis auf die Auseinandersetzungen zwischen der Kath. Kirche und den Liberalen um die Neufassung des Konkordates von 1855; im Gegensatz zu damals hat die Kirche heute keine Meinung mehr zur Frage des Liberalismus.
Nach der Pause weitere Beschäftigung mit dem Adorno-Text; zuvor noch eine Gedankenanleihe bei M. Benasayag und seinen Überlegungen zur Dekonstruktion des Individuums (in: Le mythe de l'individu, Paris 1998, S.62-80). Zum Schluß längere Überlegungen zur Konstitution von Selbstbewußtsein. O.N.



 

9. Sitzung, 17. 5. 2000

Den Anfang macht heute eine Kollegin mit einem Beitrag über Babeuf. Die Verbindungen zur Seminarthematik lassen sich vor allem über die ausführliche Behandlung der Thematik der Souveränität in seiner Verteidigungsrede Babeufs in Vendome vor seiner Hinrichtung herstellen.
Im Anschluss daran kehren wir zur Englischen Geschichte zurück, zunächst zum 17. Jhdt. und den verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Whigs (bei Pocock: Gegensatz von bürgerlichem Humanismus und Kommerzideologie). Vor allem geht es auch um eine geschichtliche Einordnung von Harringten, Trenchard, Toland, Shaftesbury, Hutcheson, Hume, die wichtig sind für die Ausformulierung eines soziologischen Diskurses in der schottischen Aufklärung sind (s. Dazu: B. Erickson, The first formulation of sociology, in: Archives européenes de sociologie XXXIV (1993), 251 - 276). O.N.



 

10. Sitzung, 24. 5. 2000

In der ersten Hälfte dieser Sitzung Beschäftigung mit einer alten Aufzeichnung eines Gespräches mit Hanna Arendt aus dem Jahre 1964, das 1995 noch einmal gesendet worden ist. Im Anschluss daran Diskussionen um ihr Verständnis von Öffentlichkeit, die heute Zielscheibe einer systematischen Demontage des Neoliberalismus ist.
Nach der Paus wieder zurück zur Geschichte dieses Liberalismus. Wenn sich Hayek auf die Tradition der Whigs beruft, so unterschlägt er völlig, dass dies eine uneinheitliche Gruppierung gewesen ist. Bei P. Carrive (in: La pensée politique anglaise de Hooker a Hume, Paris 1994) findet sich die Unterscheidung in alte whigs bzw. "real whigs" bzw. modern whigs oder auch die Unterscheidung in "country whigs" und "court whigs".
Vieles spricht dafür, dass die alten whigs auf der Linie dessen liegen, was man auch als die Tradition des civic humanism bezeichnet. Daher Beschäftigung mit dieser Traditionslinie: Harrington und die Harringtonianer (Trenchard/Gordon, Toland u.a.). Die Hauptquelle Harringtons ist, wie er selbst angibt Donato Gianotti, was zu einem Exkurs über die italienischen Verfassungstheoretiker führt. Schließlich führt diese Linie zu A Ferguson und seiner History of civil society. O.N.



 

11. Sitzung, 31. 5. 2000

Zu Beginn der Beitrag eines Kollegen über die Diskussionen um die Gestaltung der Verfassung 1793/94 in den Neuordnungsbemühungen nach der frz. Revolution, Vergleich mit den Ereignissen in England 1688.
Im Interview mit H. Arendt, das wir letztes Mal angeschaut haben, ist auch die Publikation Arendts über Eichmann zur Sprache gekommen. Da dieser am 31. Mai 1962 gehängt worden ist, gibt es dazu aktuelle Berichte. Auf der Grundlage jenes in Le Monde v. 21./22. 5. 2000, S. 14, diskutieren wir über die näheren Umstände seiner Flucht nach Argentinien (1949, Vatikan-Connection) und seiner Entführung von dort 1960 durch den israelischen Geheimdienst.
In diesem Zusammenhang läßt sich auch der Lebensweg Angelo Silones diskutieren, der 1944 dank der Intervention von Allan Dulles nach Italien zurückkehren konnte (vgl. dazu die Stellungnahme von Darina Silone hinsichtlich der Vorwürfe an ihren Gatten in Le Monde v. 28. 5. 2000, S. !3 unter dem Titel: "Angelo Silone et la CIA".
Nach der Pause Beschäftigung mit der Problem der Ordnung". O.N.



 

12. Sitzung, 7. 5. 2000

Heute folgende Punkte behandelt:
1) nochmals zurück zu Silone, zu den Beiträgen in der NZZ Nr. 100 vom 29./30. April 2000, wo sich auch ein Hinweis findet, dass er sein Schreiben und Träumen in Verbindung bringt zu Joachim de Fiore
2) von Joachim de Fiore zu E. Voegelin, dessen Arbeit über die "Neue Wissenschaft der Politik" eben neu ins Französische übersetzt worden ist. In einer Besprechung dazu wird auf H. Arendt verwiesen, nach deren Ansicht dieses Buch trotz aller Einwände, die zu erheben sind, wichtig ist, weil es "die erste Diskussion der eigentlichen Probleme seit Max Weber ist".
3) Dann wieder zum Thema der Ordnung, diesmals in Anlehnung an E. Jantsch's "Dissipative Strukturen - Ordnung durch Fluktuation".

Nach der Pause Organisatorisches zur Exkursion. Im Anschluss daran der Beitrag eine Kollegin zu Etienne de la Bethie und seine Überlegungen zur "freiwilligen Knechtschaft". O.N.



 

13. Sitzung, 14. 5. 2000

ein Referat noch zum Thema "Liberalismus", dann Vorbereitung (R. H.) auf die Exkursion. O.N.



 

14. Sitzung, 21. 5. 2000

da wir (d.h. der Großteil der Seminarteilnehmer/-innen) heute auf Exkursion nach Paris wegfahren, entfällt diese Sitzung. O.N.