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1. Sitzung, 7. 3. 2000
Bei dieser Einführungsveranstaltung geht es zunächst um Formales, dann um Inhaltliches. Das Formale: Auf der
Anmeldungsliste sind 35 Studierende, nebst 8 auf der Warteliste. Anwesend sind ca 40, also mehr als
vorhandene Stühle.
Vielleicht bleiben auf nächstes Mal schon einige weg, wenn nicht, gehts auch; doch das Arbeiten mit so viel Leuten ist
schwieriger als mit einer etwas kleineren Anzahl.
Inhaltlich wird versucht, sich am letzten Proseminar zu orientieren, da dieses damals gut verlaufen
ist. Damals ging es
darum, in Anlehnung an das Papier von G. Lapassade über <84>Die ethnographische Methode" kleine Beobachtungsstudien zu
erstellen. Wie sich dies mit einem "theoretischen Schwerpunkt" - denn so lautet die Ankündigung - vereinbaren läßt, ergibt
sich aus dem vierfachen Imperative, vor dem die Soziologie steht: einem deskriptiven, explikativen,
einem interpretativen
und einem normativen (vgl. dazu Alain Caillé, Engagement sociologique et démarche idéaliste-typique, in: sociologie du
travail 41 (1999), S. 317-327). In der nächsten Sitzung gilt es individuelle Beobachtungsfelder zu fixieren. O.N.
2. Sitzung, 14. 3. 2000
Zunächst nochmalige Verdeutlichung der Anliegen und Ziele dieses Proseminars: Erstellung von Beobachtungsstudien durch
die einzelnen Teilnehmer/innen. Von studentischer Seite kommt die Frage nach dem Verhältnis von Literatur und
Wissenschaft. Einige Erläuterungen dazu am Beispiel der "Philosophie des Weines" von Bela Hamvas: Literatur ist an
Fiktionen/Imaginationen orientiert, Wissenschaft an der Erfahrbaren Wirklichkeit. Damit ist jedoch noch nicht gesagt, dass
Wissenschaft nicht auch literarische Qualitäten haben soll.
Im Anschluss daran einige Ausführungen zur Geschichte der ethnographischen Methode und ihres sozialkritischen Potentials
(z.B. die Lettres persanes von Montesquieu), Vergleich mit journalistischer Sozialreportage.
In Kleingruppen werden dann Überlegungen angestellt zur feasability situationsbezogener Beobachtungsprojekte. Es ergibt
sich folgende Liste von vorläufigen Arbeitstiteln:
1) Beobachtungen in einem Seminar
2) Gespräche im Zug
3) Umgangsformen Behinderter
4) Soziale Prozesse im Kontext von Fußballspielen
5) Kulturprojekt
6) Arbeitsplatz Lebenshilfe
7) Steuerungsprozesse im Kulturverein
8) Hierarchisierungsprozesse im Studentenheim
9) Familientypen (??)
10) Leistungsdruck und Motivation
11) Präferentielle Kinderbehandlung
12) Entscheidungsprozesse bei nicht-kommerziellem Radio
13) Musikbetreuung und Patientenreaktion
14) Probenarbeit beim Theater
15) Homosexuellenszene
16) Gerüchteküche am Land
17) Aktzeichenkurs
18) Ethnographie gottesdienstlicher Veranstaltungen
19) Fußballfans / tifosi
20) Psychische Betreuung im Rettungsdienst
21) Konflikte im 7. Stock (Studentenheim)
22) Mitarbeiterkommunikation im Call Center
23) Trachtenmusikverein
24) Machtverhältnisse am Arbeitsplatz
25) Zeitdruck als Arbeitsstimulans
26) Obdachlose untereinander
27) Redaktionssitzung in einer Zeitung
28) Volleyball: Umgang mit Sieg und Niederlage
29) Verhalten am Würstelstand
30) Pensionisten und Kinder
31) Leberkranken-Selbsthilfegruppe
32) Fitness-Studio
33) Wahrnehmungsprozesse im Studentenheim
Soweit das vorläufige Ergebnis. Einige Themen werden sicher noch geändert, anders akzentuiert, andere kommen noch
dazu. Das Ganze kann recht spannend werden. O.N.
3. Sitzung, 21. 3. 2000
Die von den einzelnen Teilnehmern/-innen genanten Beobachtungsfelder lassen sich um folgende Themen gliedern:
Studentisches Milieu | 21 / 33 / 8 / 1 |
Kulturarbeit | 13 / 23 / 5 / 7/ 12 / 14 |
Sport | 4 / 19 / 28 / 32 |
Gesundheit | 3 / 31 / 20 / 13 |
Familie | 9 / 11 / 30 |
Arbeitsplatz | 6 / 10 / 25 |
nicht subsumierbare Einzelthemen: 3 / 15 / 16 / 18 / 26 / 29 |
Diese Themengruppen lassen sich auch als soziale Felder interpretieren. Erläuterungen zur Kategorie des sozialen Feldes,
anschließend Lektüre der ersten drei Kapitel des Textes von Lapassade, mit besonderer Betonung der Probleme des
Zuganges zum Feld und den Forschungstechniken. O.N.
4. Sitzung, 28. 3. 2000
Zunächst Überprüfung, ob und was sich an den gewählten Problemstellungen geändert hat. Anschließend Gruppenarbeit
über die Schwierigkeiten, die sich bei der Bearbeitung ergeben. Dann Berichte aus den einzelnen Gruppen, wobei folgende
Probleme genannt werden:
große Komplexität kann Gefahr sein, sich im Thema zu verlieren; Ausbalanzierung der Ansprüche an Objektivität und
Subjektivität; Zugänge zum Forschungsfeld; Definition des Beobachtungsgegenstandes; Gliederung/ Gestaltung,
Schreibblockaden, Fragebögen ja/nein;
Entwicklung u. Aufbau des Projektes;
Respektierung der Intimsphäre, Zugangsprobleme;
Berücksichtigung der Literatur, Verhältnis von Interview und Beobachtung, Wiedergabe der Interviews;
Involvement und Distanzierung; offene oder verdeckte Beobachtungen, weitere Einschränkungen des Themas.
Vor allem an den Beispielen Kultur und Sport wird über die aufgezählten Schwierigkeiten diskutiert.
Es wird weiter vereinbart, das alle Teilnehmer/-innen in der letzten Sitzung vor den Osterferien, also in zwei Wochen, eine
erste Projektskizze mit Problemaufriss und Schritte der Bearbeitung abgeben. O.N.
5. Sitzung, 4. 4. 2000
In Anlehnung an das einführende Gespräch Bourdieus zu "Soziologie als Beruf" Diskussion einiger zentraler Begriffe seiner
Konzeption: Konstruktion des Objektes, sozialer Raum, epistemologischer Bruch, soziales Problem - soziologisches
Problem. Dies zur Erläuterung bzw. Aufarbeitung eines Stichwortes aus den Gruppenarbeiten der letzten Sitzung, wo da
Verhältnis von Subjektivität und Objektivität angesprochen worden ist.
Gegen Ende der Sitzung Exemplifizierung der "Konstruktion des Objektes" an Hand einiger konkreter
Beobachtungsstudien, die in Vorbereitung sind. O.N.
6. Sitzung, 11. 4. 2000
Für heute ist vereinbart gewesen, dass die Teilnehmer/-innen eine erste Skizze ihres Beobachtungsprojektes abliefern. Es ist
naheliegend, diese Skizze kurz zu interpretieren und Fragen nach der Konstruktion des Objektes, wie letztes Mal
thematisiert, in Bezug auf die einzelnen Projekte aufzuwerfen. Dies geschieht mit wechselndem Erfolg, bisweilen wird etwas
deutlich sichtbar, bisweilen nur in geringerem Maße.
Im Anschluss daran die Frage, wie sich theoretische Inputs im Hinblick auf den Fortgang der einzelnen Projekte organisieren
läßt. Für die nächste Sitzung ist eine Theoretisierung des Konzeptes "Situation" in Aussicht gestellt. O.N.
7. Sitzung, 2. 5. 2000
Zunächst kurze Rückmeldung über die Durchsicht der ersten Projektentwürfe. An Hand der aufgeworfenen Fragen
ausführlicher Diskussion über Forschungstechniken in der (qualitativen und quantitativen) empirischen Sozialforschung (in
Anlehnung an das Manuskript von G. Lapassade)
Im Anschluss daran Rückblende auf Bourdieus Konzept der Konstruktion des Objektes, wie die Objekte im Kontext der
Beobachtungsstudien zu konstruieren sind, exemplifiziert am Beispiel der Studie über das "Konferenzzimmer". O.N.
8. Sitzung, 9. 5. 2000
zu Beginn einige organisatorische Fragen, u.a. auch die Anregung, eine zweite Version des Beobachtungsprojektes bis zum
Dienstag vor Pfingsten, d.h. bis zum 6. Juni zu erstellen und abzugeben. Das gibt Spielraum für allfällige Ergänzungen und
Korrekturen.
Im Anschluss daran Überlegungen zu einer "Theorie der Situation", dann Fragen zur Konstruktion des Objektes in Bezug
auf die Projekte, die sich auf das Beobachtungsfeld Studentenheime beziehen. O.N.
9. Sitzung, 16. 5. 2000
Zunächst nochmalige Erinnerung an die Aufgabe, ein Objekt zu konstruieren, d.h., an einer Situation soziologisch
Relevantes zu sehen. Dann Hinweise darauf, dass die Hervorhebung von Relevantem mit anderen Relevanzdefinitionen in
Konflikt geraten kann, dass Relevanzstrukturen immer auch etwas mit Interessenstrukturen zu tun haben (können). Am
Beispiel über politisch wichtige Ereignisse der jüngeren Vergangenheit läßt sich demonstrieren, dass Bilder über die Realität
bewusst formuliert und bisweilen auch unter Einsatz beträchtlicher finanzieller Mittel in den Rang des allgemein
Verbindlichen gehoben werden.
Anschließend Diskussion einer vorläufigen Projektformulierung: "Fortgehverhalten von Jugendlichen". Was ist damit
gemeint? Vorschlag, einen phänomenologischen Zugang zu suchen. Was ist Phänomenologie, Verhaltenstheorie und
Handlungstheorie? Damit sind Anregungen gegeben, dass Thema einzuschränken, zu präzisieren und soziologisch
Bedeutsames in den Blick zu bekommen. O.N.
10. Sitzung, 23. 5. 2000
Weitere Versuche, wissenschaftliche Objekte zu konstruieren, heue an Hand folgender drei Beobachtungsprojekte:
- Selbsthilfegruppe von/für Leberkranke(n): Fragen nach den Bedingungen der Entstehung der Gruppe/Themen der
Diskussion bei der Gruppensitzung/Gruppengröße/Kontinuität der Teilnahme bzw. der Reflexionen
- Gottesdienstliche Veranstaltungen: Anregung, evtl. nach einer griffigeren Problemformulierung zu suchen etc.
- Führungsprobleme im Musikverein: Sind hier Führungstheorien geeignet, die Phänomene adaequat zu kategorisieren? Was
heißt führen? Abklärung des Führungsbegriffes, Gegenüberstellung mit den Weberschen Typen der Herrschaft (legal,
traditional, charismatisch). Welche Rolle spielen Steuerungsprozesse in einem Musikverein? Was ist vorrangiger
Gegenstand der Steuerung? Stellung der Vereine im modernen Leben? O.N.
11. Sitzung, 30. 5. 2000
Eine Beobachtungsstudie zum Thema "Gottesdienstliche Handlungen der Katholischen Kirche", die bereits ziemlich weit
gediehen ist, wirft einige erhebliche Fragezeichen auf. Im Anschluss daran daher die Frage: Ist das ein soziologischer Text?
Woran ist ein solcher erkennbar? Welche Kriterien sind zu berücksichtigen?
Zur Klärung dieser Fragen ein ausführlicher Rekurs auf die Entstehungsbedingungen der Soziologie und der damit
verbundenen Intentionen, die im Kontext der Aufklärung anzusiedeln sind. Auf diesem Hintergrund dann die Diskussion
weiterer Arbeiten, vor allem in Hinblick auf die "Konstruktion des Objektes". O.N.
12. Sitzung, 6. 6. 2000
Wieder Diskussion einiger Projektarbeiten - Abgabe des zweiten Zwischenberichtes. O.N.
13. Sitzung, 20. 6. 2000
feedbacks zu den Zwischenberichten - Lektüre der letzten beiden Kapitel
aus dem Text von Lappassade zu den Stichworten
"Theoriebildung" und "Schreibschwierigkeiten".
Einige der Beobachtungsprojekte sind schon erheblich weit gediehen, andere weniger. Einige Tage sind noch Zeit. O.N.
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